Flussbefreierinnen und Müllsammler gesucht Main von Bayreuth bis Frankfurt a. Main (Bayern/Hessen): Das erste Main FlussFilmFest von der Quellregion den Flusslauf entlang in 14 Kinos von Bayreuth bis Frankfurt a. Main auszurichten hat sich als überaus erfolgreich erwiesen. „In Bayreuth, Lichtenfels, Kitzingen und Offenbach waren die Vorstellungen ausverkauft und auch in den anderen Städten hatten wir guten bis sehr guten Zuspruch. Insgesamt haben wir fast 1.000 Menschen in den Kinos und nochmal einige hundert im Rahmenprogramm erreicht“ bilanziert Anne Schmitt vom Verein Flussparadies Franken. Als Teil des vom Bayerischen Ministerium der Finanzen und für Heimat geförderten Netzwerks Mains hat er das FlussFilmFest am Main zusammen mit der Stiftung Living Rivers und vielen Partnern in den Regionen organisiert.
„Um die teils dramatische Veränderung von Flusslandschaften in den Fokus zu rücken und für lebendige Flüsse zu begeistern hat das Konzept aus Kurzfilmen, FlussFilmGesprächen und dem bildgewaltigen Film River sehr gut funktioniert“ sagt Michael Bender von der Stiftung Living Rivers. Und Simone Kolb vom Netzwerk Main ergänzt: „Besonders freut es mich, dass wir sowohl von den Kinos als auch von den zahleichen Partnern des Rahmenprogramms so viel tolle Rückmeldungen erhalten haben.“ Sie selbst war am 25. März noch beim sehr gut besuchten Fluss-Konzert des Schweinfurter Kammerorchesters. Dabei hatte das von Gert Drost extra für diese Aufführung komponierte Stück über den Main Weltpremiere.
Die Verknüpfung von Fluss und Musik passt auch hervorragend zum Film River. Dieser zeigt in einer beeindruckenden Gesamtkomposition aus Bildern, Text und Musik, wie das Schicksal von Menschen und Flüssen untrennbar miteinander verbunden sind. Die Neue Filmbühne Lichtenfels nimmt den Film aufgrund der hohen Nachfrage voraussichtlich Anfang Mai nochmal ins Programm.
Auf Wasser angewiesen
Die mit Expertinnen und Experten von Wasserwirtschaftsämtern und Naturschutzverbänden, Trinkwasserversorgern, Klima- und Mikroplastikforschenden nach den Kurzfilmen geführten Gespräche machten deutlich, wie komplex und vielfältig das Thema ist. Der Film River fasst es in dem eingängigen Satz zusammen: „Jeder Einzelne von uns ist garantiert auf Wasser angewiesen“. Alles, was wir in die Umwelt entlassen, landet irgendwann im Fluss und heute schon sind in Unterfranken bis zu 30 % der Trinkwasserversorgung direkt vom Main abhängig. Geleichzeitig steigt die Belastung des Mains mit Mikroplastik und Arzneimittelrückständen. Die durch die Klimakrise zunehmende Trockenheit führt zu größeren Ansprüchen an die Wasserentnahme. Der Film River mahnt hier mit eindrücklichen Beispielen, dass von unseren Entscheidungen sowohl die Tiere und Pflanzen als auch die Menschen weiter flussabwärts und die zukünftigen Generationen abhängig sind. Auch am Main ist die Zusammenarbeit aller Akteure die notwendige Voraussetzung dafür, den Fluss als Lebensader für Natur und Mensch zu stärken und mit der Ressource Wasser verantwortungsvoll umzugehen.
Flussbefreierinnen gesucht
„Je mehr frei fließende und unverbaute Flüsse mit naturnahen Auen wir haben, desto besser sind wir für die Zukunft gerüstet“ davon ist Anne Schmitt vom Flussparadies Franken überzeugt. Die BR-Produktion „Die Flussretter an Main, Salzach und Inn“ aus dem Kurzfilmprogramm dokumentiert, wie es gehen kann. Notwendig sind die Entsteinung der Ufer mit ausreichend breiten Gewässerrandstreifen und Bäumen, die den Fluss im Sommer bei hohen Temperaturen beschatten, der Wasserrückhalt in der Fläche im gesamten Einzugsgebiet und der Rückbau von Entwässerungsgräben, damit die Böden wieder Kohlendioxid und Wasser speichern können. Ein Schwerpunkt bei den Kurzfilmen war die Forderung nach der Wiederherstellung der biologische Durchgängigkeit. Der WWF-Living-Planet-Report zeigt auf, dass die Population der Wanderfische in Europa in den letzten 50 Jahren um 93 % eingebrochen ist. Um hier konkret zu werden, können noch bis 31. Mai 2023 nicht mehr benötigte Wehre und Querbauwerke in Flüssen und Bächen gemeldet werden. Mit bis zu 30.000 Euro unterstützt der WWF Kommunen, Unternehmen und Wehrbesitzer beim Rückbau. Alle Informationen zum Wettbewerb unter wwf.de/werden-sie-flussbefreier
Müll-Sammel-Aktionen entlang des Mains
Beim MainCleanUp kann jeder und jede selbst aktiv werden. Noch bis Anfang April läuft die große Müll-Sammel-Aktion als Teil des Main FlussFilmFestes. Bei Müll-Sammel-Aktionen am kommenden Wochenende sind noch einmal 10 Gruppen in Ober- und Unterfranken und Hessen unterwegs in Michelau i.OFr., Lichtenfels, Kemmern, Zeil a.Main, Gemünden a.Main, Sommerach, Frammersbach und Flörsheim. Genaue Informationen unter www.maincleanup.org
Der große Aktionstag im gesamten Rhein-Einzugsgebiet findet dieses Jahr am 9. September statt. Das Ziel: so viel Müll wie möglich sammeln, damit er gar nicht erst in die Flüsse oder ins Meer gelangt. Und das Bewusstsein dafür schärfen, dass alle mithelfen müssen, damit Müll möglichst gar nicht mehr achtlos weggeworfen wird und insgesamt weniger Verpackungsmüll entsteht.
Vor allem bei Zigarettenkippen ist dies besonders wichtig. Die Filter bestehen aus Kunststoff und sind angereichert mit Giftstoffen. Jeder einzelne kann hunderte von Litern Wasser belasten. Selbst der fabelhafte Mr. Smashing erkennt im Animationsfilm von Seas-at-Risk am Ende: „Es ist unser Plastik und damit unser Problem“.
30.3.23 Anne Schmitt